Der letzte Einsiedler von Meran

Die Berge über Meran bergen viele Geheimnisse, eines davon handelt vom „Garchn- Sepp“, Merans letztem Einsiedler. Der Garchn Sepp ist letzte Woche 86-jährig verstorben.
Er war ein knurriger Geselle, der Sepp. „Wos willschn!!“, war seine normale Begrüßungsformel, wenn ich ihn mehrmals hintereinander freundlich grüßte, ohne dass er davon Notiz genommen hätte. Meistens war er bei der Arbeit, trotz seines hohen Alters verbrachte er die meiste Zeit im Wald, wo er über- und unterhalb der Wege mit der Handsäge umgefallene Bäume und Äste zerkleinerte.

Genau- die Wege: Den Garchn Sepp zu erreichen, war nicht einfach: Man konnte ausschliesslich über einen versteckten Wanderweg zu Ihm zu gelangen: Dieser zweigt vom Wanderweg Nr. 2 , welcher von Meran nach Hafling führt, rechts ab. Der Zustand dieses Weges war immer perfekt,wahrscheinlich war es der Sepp selbst, welcher ihn pflegte und für die wenigen in Ordnung hielt, die Ihn besuchten und die prächtige Aussicht von seinem Grundstück aus geniessen wollten.

Impressionen

Sein Grundstück- der Gartenkofel war ein ein kleines Plateau auf einem Felsen oberhalb von Labers/ Meran, auf einer Meereshöhe von ca. 800 Metern, von wo aus man die mitunter schönste Aussicht auf Meran hat. Und was für eine Aussicht!! Der Gartenkofel ist dank seiner Lage und Ausrichtung ein kleines Paradies! So sonnig und warm, dass auch noch auf dieser Meereshöhe Kakteen am kargen Felsen wachsen, welcher steil gegen Meran abfällt.
Einige wenige Eingeweihte schauten immer wieder nach Ihm, wer etwas Wein brachte, durfte es sich auf dem Felsen gemütlich machen, um von hier die Aussicht zu geniessen.

Der Sepp lebte als Eigenbrötler seit vielen Jahren auf diesen Grundstück, in einer kleinen Holzhütte unter – gelinde gesagt- eher prekären Verhältnissen. Mit seinen 2 Schafen. Er wollte es aber nicht anders haben und war zufrieden. Es gab Gerüchte, dass er seinen großen Bauernhof im Kalmtal (Passeiertal) verkauft hat, um sich alleine auf seinen Felsen oberhalb von Meran nieder zu lassen. Sporadisch sah man ihn auch in Meran, wo er, immer mit seinem uralten Drahtesel die wichtigsten Erledigungen vornahm.

Gestern war ich am Gartenkofel, um dem Sepp hier oben meine letzte Ehre zu erweisen und wieder die Aussicht zu geniessen. Er wird mir fehlen, der Kauz, der sich mit seiner prächtigen Aussicht & Lage aber gerne als König von Meran bezeichnen durfte.

p.s. Die Videoaufnahmen sind im Frühjahr  2015 entstanden, mit Genehmigung vom Sepp.
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